Zwischen Rückzug und Reels
Field Note
Ein Montag, im Juli, 09:52 Uhr
Insta, WhatsApp und Facebook, alle gelöscht. Die Symbole auf dem Startbildschirm ersetzt durch Stille. Kein Scrollen mehr beim Tee. Kein Reagieren auf Reaktionen. Nur Atem. Nur Jetzt.
Der Impuls war klar: Ich wollte raus. Nicht aus Trotz. Sondern aus Klarheit. Meta fühlte sich falsch an, wie ein Raum, in dem ich nur laut sein durfte, um überhaupt gehört zu werden. Und ich war müde vom Lautsein.
Dann kam der Kongress in Leipzig, und ich hatte mich wieder auf Facebook connected. Auf Insta und damit auch wieder auf Facebook gepostet. Mehr über mein Social Media Detox davor erfährst du in diesem Artikel.
Field Note
Mittwoch, 03.09.2025, 08:34 Uhr
Ich stand da mit meinen Bildungsurlauben. Sie sind voller Tiefe, Nähe, Begegnung. Und plötzlich: keine Anfragen mehr. Sichtbar bleiben ohne sichtbar zu sein? Der Detox hatte Folgen.
Field Note
Montag, 08.09.2025, 15:46 Uhr
Ich stolperte über Shorts. Erst bei TikTok, dann bei CapCut. Keine Strategie, nur Spiel. Und plötzlich war da Freude. Klarheit. Kreativer Flow. Ein Gefühl, das ich lange vermisst hatte. Kein Lärm. Nur Stimme.
Field Note
Freitag, 12.09.2025, 11:03 Uhr
Ich beginne zu verstehen: Social Media Detox heißt nicht, nie wieder posten. Es heißt: aufhören zu funktionieren. Und anfangen zu entscheiden. Was ich teile. Wann. Warum. Und für wen.
Rückblick: Der Impuls, auszusteigen
Field Note
Im Juli, 19:22 Uhr
Es begann nicht mit einem großen Knall. Eher mit einem Ziehen. Ein leises „Zu viel“. Zu viele Tabs offen. Zu viele Infos. Zu viele Fragen, wer ich eigentlich bin, wenn ich nicht antworte.
Field Note
Später, im Juli, irgendwann morgens
Ich bin aufgewacht und hatte das Gefühl, dass mein Tag schon voll ist, bevor ich überhaupt die Augen geöffnet habe. Als würde der Feed bereits in meinem Kopf weiterlaufen.
Ich will zurück zu dem, was mich innerlich ruft – nicht zu dem, was mich ruft, weil es blinkt. Die Entscheidung gegen Meta war kein Boykott. Sondern eine bewusste Handlung. Wie beim Meditieren: Ich steige aus dem Gedankenstrom aus. Nicht, weil er falsch ist, sondern weil ich atmen will.
Field Note
Dienstag, im Juli 10:12 Uhr
Ich erinnere mich an meine ersten Meditationen: die Stille, die sich weit anfühlte. Genau das suche ich auch online. Keine Pause vom Leben, sondern Rückverbindung zum Wesentlichen.
Was ich loslassen wollte, war nicht Social Media an sich. Sondern das Gefühl, dort nicht mehr ich zu sein. Der Druck, zu performen, statt zu verbinden. Der Algorithmus, der immer mehr forderte, aber weniger zurückgab.
Digital Detox ist für mich: Nicht alles mitmachen. Sondern mitspüren. Mich fragen, ob ich gerade sende, oder noch wirklich etwas zu sagen habe. Ob ich konsumiere oder mich nur betäube.
Realität – Sichtbarkeit und Selbstständigkeit
Field Note
Samstag, 13.09.2025, 08:55 Uhr
Es ist eine schöne Vorstellung: Einfach raus aus Social Media, rein ins Echte. Aber ich lebe nicht in einer Jurte im Wald. Ich habe ein Business. Und das braucht Reichweite. Sichtbarkeit. Buchungen. Ich bin gerade in Osaka, Japan. Habe eine Menge Material. Social Media macht wieder Spaß.
Field Note
Davor im Juli, ein Samstag, 11:32 Uhr
Der Traffic brach ein. Weniger Anfragen. Weniger Newsletter-Abos. Und ich musste mir eingestehen: Ja, mein Schritt war konsequent, aber auch wirtschaftlich spürbar. Detox ist kein Luxus. Es ist ein Risiko.
Ich dachte, mein Blog trägt. Dass Substanz sich durchsetzt. Aber Google braucht Zeit, und Menschen brauchen Erinnerungen. Ohne den kleinen Ping, ohne die kurze Insta-Story: Stille. Nicht wohltuend. Sondern leer.
Field Note
Montag, 08.09.2025, 17:58 Uhr
Das Konzept von BuddhasPfad ist auf Bildungsurlaube angewiesen. Es sind Herzensangebote. Und ich will, dass sie Menschen erreichen, die genau das suchen. Aber wie, wenn niemand davon erfährt?
Ich merke: Es geht nicht um Social Media oder nicht. Es geht um: Wie viel Präsenz braucht meine Selbstständigkeit? Und: Wie viel davon darf sich noch gut anfühlen?
Field Note
Mittwoch, 17.09.2025, 13:43 Uhr
Ich habe gelernt: Sichtbarkeit darf sich verändern. Aber sie muss bleiben, wenn ich wirken will. Achtsamkeit heißt nicht, unsichtbar zu werden. Sondern bewusst zu wählen, wie ich sichtbar bin.
Neue Wege – Reels, Shorts… und dann doch nicht
Field Note
Dienstag, 09.09.2025, 17:18 Uhr
Es begann aus Neugier. Ich installierte CapCut, nur mal testen. Plötzlich flossen Worte und Bilder zusammen. Ich schnitt, lachte, spielte. Keine Strategie. Kein Postingplan. Nur: Lust.
TikTok war für mich lange ein No-Go. Zu schnell, zu laut. Und dann: diese eine Meditation in 20 Sekunden. So klar. So ruhig. Ich dachte: Das kann ich auch. Auf meine Art. Vielleicht sogar besser.
Im September lud ich irgendwann das erste Video hoch. Auf TikTok und dann auf Insta. Kein Druck. Kein Hashtag-Wahnsinn. Einfach ein Impuls – wie ein Kiesel, ins Wasser geworfen. Nicht um Wellen zu machen. Sondern um zu zeigen: Ich bin da. Und du?
Field Note
Freitag, 10.10.2025, 17:18 Uhr
Nach der Rückkehr aus Japan. Irgendwie ist die Luft raus. Ein Bildungsurlaub, der im November, wird ausfallen. Zu wenig Anmeldungen. Vielleicht der im Dezember auch. Ich weiß es noch nicht. Animiert mich das zu mehr Videos? Posts? Reels? Nicht wirklich.
Irgendwann: TikTok und Insta wollen auch konsumiert werden. Ist gut für den Algo. Und darauf fahre ich so gar nicht ab. Diese Bubble, die mir angezeigt wird. Auf mich zugeschnitten. Der Algo bestimmt, was ich sehe, merke ich. Und diese respektlosen Kommentare dort regen mich einfach nur auf. Wenn ich Ablenkung suche, will ich selbst aussuchen, was ich sehen will. Die Wolken am Himmel auf einem Spaziergang, die Sonne, Enten auf dem Wasser, die Katze vom Nachbarn. Oder auf dem Sofa: Eine Serie, die ich schon immer mal sehen wollte, ein Buch, das auf mich wartet…
Als Content Creator auf der anderen Seite denke ich daran, das ich für den Dopaminrausch der Konsument:innen mit verantwortlich bin. Und ich merke: Das will ich nicht.
Was heißt bewusst nutzen für mich?
Bewusst nutzen heißt: Ich bin diejenige, die entscheidet. Wann. Wie. Und warum. Kein Autopilot mehr. Kein „weil man das eben so macht“. Sondern Präsenz mit Haltung.
Ich konsumiere wenig, kreiere bewusst. Statt zu scrollen, notiere ich Ideen. Statt zu liken, atme ich. Es ist ein Unterschied, ob ich mit dem Daumen durch Feeds streiche oder mit dem Herzen.
Meine Tools:
🌀 „Nicht jetzt.“ – der Podcast von BuddhasPfad.
🌿 Insight Timer – meine sichere Zone.
💌 Newsletter – statt Algorithmus.
🧘 BuddhasPfad – mein Zentrum, mein Raum.
Alles andere, wie LinkedIn, TikTok, Facebook und Insta: vielleicht. Nicht mit Druck. Auch, wenn der Algo mich deswegen abstraft. Weil BuddhasPfad ein Herzensbusiness ist. Weil ich mich nicht gängeln lasse.
Ich poste nicht morgens. Weil ich erst bei mir ankommen will. Kein Content vor dem Kakao. Keine Kommentare im Bett. Mein Nervensystem dankt es mir.
Bewusst nutzen heißt auch: nicht immer online sein. Ich lasse Nachrichten manchmal liegen. Ich antworte mit Verzögerung. Und: Ich erkläre das auch. Meine Grenzen sind weich, aber klar.
Social Media wird bei mir nie mehr Zentrum sein. Aber es darf Rand sein. Weich. Flexibel. Mit Spielraum. Ich bin nicht zurück. Ich bin angekommen in einem Umgang, der trägt.
Es geht nicht um ganz oder gar nicht
Field Note
Dienstag, 28.10.2025, 10:58 Uhr
Ich dachte lange: Entweder ganz raus oder voll drin. Entweder Detox oder Dauerpräsenz. Doch das Leben dazwischen ist viel realer. Und weicher. Und wahrer.
Es gibt keine perfekte Lösung. Nur bewusste Entscheidungen, immer wieder neu. Was gestern richtig war, darf sich heute anders anfühlen. Bewusstsein ist nicht starr. Es ist Bewegung.
Ich bin nicht „zurück“. Ich bin anders da. Mit Haltung statt Hast. Mit Freude statt Pflichtgefühl. Und mit der Erlaubnis, meine Meinung zu ändern, ohne mich zu verraten.
Achtsamkeit ist kein Schwarz-Weiß. Sie lebt vom Innehalten, vom Abwägen, vom mutigen Dazwischen. Genau dort, wo wir uns neu ausrichten, jenseits von Idealen.
Was zählt: Ich bleibe wach. Ich folge nicht der Reizlogik, sondern meinem inneren Kompass. Und wenn ich mal abschweife, dann merke ich es. Und kehre zurück.
Ganz oder gar nicht? Nein. Echt oder nicht echt. Das ist mein Kriterium.
Field Note
Sonntag, 02.11.2025, 10:00 Uhr
Wie nutzt du Social Media? Und vor allem: Wer bist du dabei? Fühlst du dich echt, wirklich, wahrhaftig?
Field Note
Montag, 03.11.2025, 07:27 Uhr
Spür mal nach:
Was macht dein Feed mit dir – wirklich?
Fühlst du dich verbunden oder ausgelaugt?
Inspirierter oder getriebener?
Field Note
Dienstag, 04,11,2025, 14:11 Uhr
Bewusst nutzen beginnt mit einer Frage:
Warum bin ich gerade hier?
Nicht im Netz. Sondern in diesem Moment.
Field Note
Mittwoch, 05.11.2025, 5:46 Uhr
Vielleicht brauchst du kein Detox.
Vielleicht brauchst du nur ein bisschen mehr du selbst – auch online.
Weniger Autopilot. Mehr Intention.
Weniger Reaktion. Mehr Präsenz.
Du darfst wählen. Immer wieder neu.
Was du teilst.
Was du siehst.
Was du nicht mehr willst.
Vielleicht ist heute der Moment, die App zu schließen.
Oder sie neu zu öffnen – aber anders.
Achtsamer. Aufrechter. Auf deiner Frequenz.
✨ Impulse zum Weitergehen
– Digitale Achtsamkeit: Tipps für Balance im digitalen Alltag
– Metareflexion: Mit der Vogelperspektive zu mehr Klarheit
– Freewriting zur Selbstklärung – Anleitung & Vorlage